Führerschein, Auto und Ausbildung: Ist die finanzielle Belastung notwendig?

Führerschein, ein Auto, dessen Unterhalt. Alles Kosten, die das Ausbildungsgehalt stark schmälern können, aber gibt es echte Alternativen? Nein, sagt unser Kommentar

Wer Trends glaubt, die Boulevardsendungen zwischen Beiträge streuen, könnte den Eindruck bekommen, dass für 18-Jährige Führerschein und Auto in der Prioritätenliste weit nach hinten gerückt sind. Allerdings: Solche Aussagen sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie gelten fast ausschließlich für Großstädter. Warum das so ist, wie und warum auch Auszubildende mit geringem Gehalt sich um einen Führerschein bemühen sollen, will der folgende Artikel erklären.

Auto = Freiheit

Natürlich, wessen Wohnort und Ausbildungsbetrieb sich in einer Großstadt befindet, kann auf üppige öffentliche Verkehrsnetze zurückgreifen. Und selbst ohne die lässt sich vieles auch per Fahrrad bequem erreichen. Und genau diese Großstädte sind es, die Trends wie den am Textanfang genannten entstehen lassen.

Was aber, wenn Du in dem einen 2000-Seelen-Dorf wohnst und dein Ausbildungsbetrieb zehn Kilometer weiter im nächsten Örtchen liegt? Dann wird auch heute noch der 17. Geburtstag ebenso herbeigesehnt, wie vor Jahrzehnten. Denn: Auf dem Land ist der ÖPNV wesentlich schlechter ausgebaut, wie die „Zeit“ beklagt.

Werfen wir mal einen Blick darauf, was Auszubildende erwartet, die im ländlichen Deutschland per ÖPNV reisen müssen:

  • Frühes Aufstehen, weil Busse nicht im Zehnminutentakt fahren, sondern nur stündlich.
  • Ein überfüllter Bus, weil viele mitfahren.
  • Im Laufschritt von der Haltestelle zur Firma, weil der Bus erst kurz vor Arbeitsbeginn eintraf.
  • Abends entweder wieder Hektik, weil der Bus zeitig fährt oder (was wahrscheinlicher ist) lange Wartezeiten, weil Feierabend und Abfahrzeit identisch sind.

Das bedeutet, allein schon für den Arbeitsweg bringt ein Auto ein Mehr an Freiheit, das sich außerhalb einer Großstadt kaum anderweitig erreichen lässt. Doch es gibt noch mehr Gründe pro Führerschein:

Mehrwert für den Arbeitgeber

Es existieren Lehrberufe, da ist ein Führerschein ein massiver Vorteil für den Betriebsablauf. Das beginnt bei den Kfz-Berufen, wo der „Lappen“ schon durch die Versicherung vorgeschrieben ist, wenn Du nur ein Kundenfahrzeug auf die Hebebühne fahren sollst. Und es erstreckt sich über sämtliche Handwerksberufe, die ihre Arbeit beim Kunden erledigen und dort erst mal hinkommen müssen. In all diesen Jobs kann ein Auszubildender mit Führerschein für Chefs und Kollegen eine erhebliche Erleichterung darstellen: Mal eben bei einem Kunden den Fernseher abholen? Oder vielleicht die Dame, die ihr Auto zur Inspektion brachte, nachhause bringen? Oder im Frühjahr und Herbst eigenständig Kundenfahrzeuge auf Sommer- und Winterräder stellen? Alles nur mit Führerschein möglich.

Wer tatsächlich so einen Vorteil für den Betrieb belegen kann, sollte clever vorgehen: Einfach freundlich beim Chef nachfragen, ob dieser bereit wäre, den Führerschein (und damit den Mehrwert für seine Firma) mit Geld zu unterstützen, kostet nichts – kann aber viel ausmachen, selbst wenn der Boss den Gang zur Fahrschule nur mit 50 Euro unterstützen würde – was immerhin schon die Kosten fürs Lehrmaterial decken würde, die Financescout mit eben diesem Betrag beziffert. Und auch der Rest muss nicht alleine berappt werden: Vielleicht gibt es Eltern und andere Familienmitglieder, die etwas beisteuern möchten? Den Führerschein alleine bezahlen, müssen nur wenige.

Tipps für den Führerschein

  • Bei Freunden und im Internet genau Preise und Erfahrungen mit den Fahrschulen vor Ort vergleichen: Günstigere Fahrstunden sind wichtiger als niedrige Grundgebühren.
  • Wenn Du auf Privatgelände oder Verkehrsübungsplätzen bereits Anfahren gelernt hast, sparst Du oft die erste Fahrstunde, in der ausschließlich das gelehrt wird.
  • Das Unterrichtsmaterial muss sowieso gekauft werden. Also nutze es auch vollständig.
  • Online-Videos können bei Fragen erklärend helfen – 1. FAHRSTUNDE! Anton macht den FÜHRERSCHEIN

Tipps fürs Auto

Natürlich ist das eigene Auto nicht so erforderlich wie der Führerschein. Wenn Du aber die volle Freiheit genießen willst, solltest Du folgendes beachten:

  • Erst im Bekannten- und Verwandtenkreis fragen, ob sich jemand von seinem Auto trennen möchte oder einen kennt, der das vorhat.
  • Fahranfänger produzieren oft Beulen und Schrammen, kauf dir nicht gleich einen Neu- oder Jahreswagen.
  • Privatkauf ist meist billiger, beim teureren Firmenkauf gibt’s aber eine Gebrauchtwagengarantie
  • Als Anfänger zahlst Du viel mehr Versicherung. Vielleicht kann das Auto über deine Eltern als günstiger Zweit- oder Drittwagen laufen.

Fazit

Natürlich ist der Führerschein nicht billig. Wenn Du seine Kosten aber gegen die Preise für Busfahrten und vor allem die mit dem Auto gewonnene Freizeit aufrechnest, kann der „Lappen“ sich schon wegen dem Geld und der Lebensqualität lohnen. Und wenn sich dann noch dein Chef freut, weil Du dank Führerschein effektiver arbeiten kannst, spricht kaum noch etwas dagegen, die nächsten Fahrschulen zu checken.

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