Die letzten ihrer Art. Berufe, die’s so nicht mehr lange gibt.

 

Die Welt verändert sich – und die Arbeitswelt mit ihr. Das ist normal. Bedeutet aber auch, dass der ein oder andere Beruf vielleicht bald ausstirbt. Hier ein Blick auf die Buchbinder.

Heute beginnen wir, einen Blick in die Geschichte verschiedener Berufe zu werfen. Es geht um Berufe, die in ihrer klassischen Art nur noch von wenigen Menschen ausgeübt werden. Es ist klar, dass sich Berufe verändern und manche auch aussterben, weil sie in unserer Welt einfach nicht mehr gebraucht werden. Das ist der Lauf der Dinge und das ist auch völlig ok so. Aber: Diese Berufe bedeuten trotzdem ein großes Kulturgut. Denn mit jedem Handwerk, das ausstirbt, verschwindet viel Wissen, das sich meist über Jahrhunderte entwickelt hat und von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurde.

Veränderungen in Handwerken geschehen meist, weil neue Produktionsweisen entwickelt werden. Zum Beispiel wenn ein Arbeitsschritt auf einmal von einer Maschine übernommen werden kann und nicht mehr in Handarbeit ausgeführt werden muss. Ein Beispiel hierfür ist der Blümler (jemand, der Stoffblumen herstellt). In Sebnitz in Sachsen gibt es noch ein Blümler-Zentrum – eines von wenigen weltweit. Dort werden traditionell Stoffblumen aus Seide, Samt und anderen Materialien in Handarbeit herstellt. Nur: Der überragende Teil der Stoffblumen wird mittlerweile industriell und aus Plastik hergestellt. Andere Berufe, wie zum Beispiel der des Flößers (jemand, der auf Flüssen Holzstämme zu den vorgesehenen Mühlen , Köhlereien, Werften, etc.  hinuntertreibt) sind in Europa schon komplett ausgestorben. Warum? Baumstämme werden auf Laster oder Kähne geladen, die sie sicher und schnell an ihr Ziel bringen.

Unser erstes Beispiel für noch nicht ausgestorbene, aber in ihrer traditionellen Art immer seltener werdende Berufe, ist die Arbeit der Buchbinder. Die kannst Du heute in den drei Fachrichtungen Buchfertigung (Serie), Druckweiterverarbeitung (Serie) sowie Einzel- und Sonderfertigung lernen. Während die Serienverarbeitung gut läuft (so gut wie alles was Du an Broschüren, Magazinen, aktuellen Büchern oder Taschenbüchern, etc. in die Hände bekommst, stammt aus der Serienverarbeitung), müssen die Einzel- und Sonderanfertiger ihre Nischen finden. Es sind jene Buchbinder mit kleiner Werkstatt statt großer Industriestraße, die das tolle Lederbuch vom Ur-Opa wieder restaurieren, aber nicht mit der Massenproduktion der Konkurrenz mithalten können.

Aber: Wie ist der Beruf überhaupt entstanden?

Die ersten Buchbinder waren Mönche. Sie haben Texte wie die Bibel mit der Hand auf Pergament abgeschrieben und in Leder eingebunden. Das war vor mehr als 1500 Jahren. Damals waren Bücher etwas sehr wertvolles und exklusives (schließlich konnten zum einen nicht viele Leute lesen und es war zum anderen sehr aufwändig, die Bücher herzustellen). Ihre Einbände wurden manchmal sogar mit Edelsteinen, Silber und Gold ausgestaltet! Im 15. Jahrhundert erfand Johannes Gutenberg dann den Buchdruck und es wurde möglich, größere Auflagen in immer schnellerer Zeit zu produzieren. Bücher wurden nun also nicht mehr nur in Klöstern hergestellt, sondern auch in Werkstätten. Trotzdem waren auch die Bücher aus den Werkstätten oft Kunstwerke – mit Ledereinband, Farb- und Goldschnitt und mit der Hand vergoldet.

Über die Jahrhunderte lernten dann immer mehr Menschen lesen. Entsprechend wuchs der Bedarf an Büchern. Normale Bücher bekamen statt einem Ledereinband nun oft einen aus Leinen. Im 19ten Jahrhundert (Stichwort: Industrialisierung) wurden auch bei den Buchbindern immer mehr Maschinen eingesetzt. Dampfbuchbindereien entstanden.

Nach dem zweiten Weltkrieg gab’s dann noch einen weiteren Innovationsschub. Neben der bis dahin üblichen Fadenheftung (so heißt es, wenn die Seiten in Büchern mit Garn zusammengehalten werden) kam die Klebebindung auf – und das Taschenbuch. Durch diesen Wandel wurden viele Handwerksbetriebe zu Industriebetrieben.

Heute können Großbetriebe mehr als 100.000 Taschenbücher pro Tag raushauen. Das ist eine wirklich krasse Entwicklung, wenn man sich vorstellt, dass in der Anfangszeit jedes einzelne Wort mit der Hand abgeschrieben wurde. Und dass die Produktion eines Buches Wochen und Monate gedauert hat.

Und wie sieht es heute in der Branche aus?

Die Buchbinder mit der Fachrichtung Einzel- und Sonderanfertigung müssen sich wie gesagt ihre Nischen suchen, denn für die Massenfertigung ist die Industrie zuständig. Sie können sich zum Beispiel darauf spezialisieren, alte Bücher zu restaurieren – nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für den historischen Bestand von Bibliotheken. Ein großes Problem für die kleinen Buchbinde-Werkstätten ist zum Beispiel auch die Konkurrenz durch Copyshops, die ebenfalls Buchbinde-Arbeiten anbieten. Die sind dann in der Regel zwar qualitativ nicht so hochwertig, erfüllen aber ihre Zweck.

Aber auch die ständig zunehmende Digitalisierung wird sich mehr und mehr auf den Beruf auswirken. Was heute noch am Zeitungskiosk und in der Buchhandlung liegt, das gibt es über kurz oder lang sicherlich nur noch im Internet, als E-Book, oder als App für Smartphones, Ipads und sonstige technischen Gadgets, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Aus diesem Grund wird es in der Zukunft womöglich wirklich nur noch einige wenige Buchbinder geben, die sich als Spezialisten um die Restaurierung historischer Bücher sowie Einzelanfertigungen kümmern.

Beitragsfoto: Wynand van Niekerk/sxc.hu

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