Du brauchst für deine Ausbildung ein Auto? Das sollte gründlich überlegt sein!

Der Einstieg in das Berufsleben ist schwer, das Geld ist knapp und die Ausgaben, die womöglich durch das Alleinwohnen entstehen, können ziemlich hoch sein – vor allem dann, wenn es keine elterliche oder staatliche Finanzspritze gibt. 

Wahrscheinlich gibt es trotzdem einige Wünsche, die in dieser Zeit, in der jeder Euro zweimal umgedreht wird, wichtig, aber auch teuer sind. Gerade dann, wenn der Ausbildungsplatz oder die Uni nicht um die Ecke liegen, ist ein fahrbarer Untersatz wichtig, um die tägliche Fahrtzeit zu verkürzen und damit mehr Zeit zum Lernen oder mehr Freizeit zu haben. Ein Kredit ist in dieser Situation meist der einzige Weg, um schnell an Geld zu kommen, der geringe oder sogar gar nicht vorhandene Verdienst ist jedoch eine denkbar schlechte Verhandlungsbasis, um einen Kreditgeber zu überzeugen. Wir erklären, welche Alternativen und Möglichkeiten sich noch anbieten und was, wenn es dann doch sein muss, bei einem Autokredit beachtet werden sollte.

Grundlegendes klären 

Bevor ein Kredit beantragt oder das erstbeste Auto gekauft wird, solltet ihr erst einmal darüber nachdenken, was ihr von einem Fahrzeug eigentlich erwartet. Muss das erste Auto über Annehmlichkeiten verfügen, die es noch einmal um einiges teurer machen oder genügt die Standardausstattung? Zudem muss es auch nicht zwangsläufig ein Neuwagen sein, denn ein kleiner Gebrauchter erfüllt den Zweck – nämlich das Fahren von Punkt  A nach Punkt B – genauso. Auf diese Weise lassen sich die Kosten schon deutlich minimieren und einige tausend Euro sparen. Wenn ihr ein Auge für Autos habt, einen befreundeten Fachmann oder vielleicht sogar Gebrauchtwagenverkäufer kennt, könnt ihr hier echte Schnäppchen machen. Mitunter kann ein Wagen, der für nicht einmal 1000€ angeboten wird noch durchaus in Ordnung sein und seinen Zweck für die wenigen Jahre der Ausbildung erfüllen. Da es hier weniger um Prestige oder ein Statussymbol, sondern vielmehr um ein Mittel zum Zweck geht, sollten Aussehen oder Marke eher zweitrangig sein. In einem solchen Fall müsst ihr vielleicht gar nicht erst ein Kredit aufnehmen, da der Betrag eben doch verhältnismäßig niedrig und durch etwas Sparen selbst zu erreichen ist.

Vorsicht

Wenngleich ein Kredit sehr praktisch ist und im ersten Moment das Gefühl aufkommen lässt, dass plötzlich alles gekauft werden kann, so solltet ihr nicht mehr ausgeben, als ihr zur Verfügung habt. Wird beispielsweise das Studium bereits mit einem Kredit finanziert, solltet ihr nicht unbedingt noch ein weiterer Kredit für das Auto hinzunehmen – ansonsten könnte euch schon in jungen Jahren eine Überschuldung drohen. Eine weitere Gefahr besteht außerdem darin, dass Kredite womöglich auch in Zukunft stets das Mittel der Wahl sind, wenn eine größere Investition ansteht. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn Kredite sollten in jedem Fall eine absolute Ausnahme- und Notlösung sein. Wie die ersten Warnsignale einer Überschuldung aussehen können und welche Maßnahmen danach getroffen werden sollten, findet ihr hier: Kreditforum

Kreditwürdigkeit verbessern

Banken nehmen in der Regel nur Kreditnehmer an, die ein regelmäßiges Einkommen vorweisen können, idealerweise aus einer Festanstellung heraus. Dieses sollte außerdem höher als die Pfändungsfreigrenze sein, welche aktuell bei 1.000 Euro liegt. Allerdings werden besondere Leistungen wie etwa Bafög, Kindergeld oder Unterhalt nicht hinzugezählt, was die Ausbildungsvergütung der meisten Lehrlinge und Studenten dementsprechend gering ausfallen lässt. Für eine Bank wäre ein solcher Vertragskunde verständlicherweise riskant und damit eben kein Kunde, allerdings kann ein Bürge dazu beitragen, dass die Kreditanfrage dennoch genehmigt wird.

Bürgen für die Bank bereithalten

Ohne ausreichendes Einkommen sind Kredite in Deutschland in der Regel nur durch eine andere Art der Sicherheit möglich, etwa eine Lebensversicherung, eine Immobilie oder einen Bürgen. Als Bürge kommen beispielsweise eure Eltern oder Großeltern in Frage, welche dann anstatt euch die Voraussetzungen einer Kreditvergabe erfüllen müssen. Idealerweise sollte dabei nur jemand die Bürgschaft übernehme, der nicht auch selbst in nächster Zeit einen Kredit aufnehmen möchte, denn ansonsten kann es später finanziell eng werden.

Bedingungen und Zahlungsmodalitäten

Die einzelnen Anbieter und Kreditgeber verfügen über recht unterschiedliche Modalitäten, wenn es um die Rückzahlung, die Verzinsung oder wichtige Fragen wie zum Beispiel eine Bonitätsprüfung geht. Im Vorfeld solltet ihr daher in jedem Fall abklären, wie hoch die maximalen Auszahlungen pro Monat sind, wie es sich mit der Tilgungsfrist verhält und vieles mehr. Gerade die fortdauernde Zahlung ist bei vielen Krediten außerdem an Leistungsnachweise gebunden. Die besten Chancen auf einen Autofinanzierungskredit habt ihr übrigens bei einer spezialisierten Autobank, die auch bei Risikogruppen eher dazu neigen, einen Kredit zu vergeben. Hilfreich kann außerdem auch eine hohe Anzahlung sein, sofern diese denn vorhanden ist. Dort werden neben klassischen Ratenkrediten häufig auch Schlussratenfinanzierungen angeboten, die es ermöglichen, dass die monatliche Rate besonders klein bleibt.

Zinsen im Auge behalten

Tatsächlich sind die Zinsen in vielen Studenten- und Azubikrediten oftmals eine große Unbekannte, daher solltet ihr euch in jedem Fall gut vorbereiten. So gibt es einerseits Kredite, die mit einem festen Zinssatz vergeben werden, sodass der ihr ganz genau errechnen könnt, was ihr zukünftig abzubezahlen habt – auf der anderen Seite gibt es hingegen auch Kredite, deren Zinssatz variabel ist. Hierbei wird nochmals unterschieden zwischen variablen Krediten mit Maximalzinssatz und solchen, die nach oben hin kein Limit besitzen. Während der variable Zinssatz sich am Kapitalmarkt orientiert, aber niemals über die eingebaute Sperre des Maximalzinssatzes klettern kann, so kann ein Kredit ohne entsprechende Grenze schnell ungeahnte und auch sehr unangenehme Folgen haben, zumal sich schlecht sagen lässt, wie der Kapitalmarkt in vier oder fünf Jahren aussehen wird.

Andere Kostenpunkte nicht vernachlässigen

Steht der Autokauf kurz bevor, solltet ihr jedoch nicht vergessen, dass auch in Zukunft noch einiges an Geld in den Wagen fließen wird. Neben möglichen Reparaturen und dem regelmäßigen Tanken sind es unter anderem auch die Kfz-Steuern, die es zu berücksichtigen gilt. Diese setzen sich vor allem aus Werten wie dem CO2-Ausstoß, der Fahrzeugart, der Motorart, dem Hubraum und dem Anmeldezeitraum zusammen und können hier genauer nachgeschlagen werden. Hinzu kommen außerdem Versicherungen, einerseits die verpflichtende Kfz-Haftpflichtversicherung, andererseits aber auch optionale Policen wie Teil- oder Vollkasko. Was dabei sonst noch beachtet werden muss und worauf es bei der Wahl der richtigen Versicherung ankommt, erklärt folgender Artikel.

Kostenfrei zum ersten Auto – spendable Arbeitgeber machen es möglich

Eine gänzlich andere Alternative bieten hingegen verschiedene Arbeitgeber, die unter dem derzeitigen Fachkräftemangel leiden. Denn um potenzielle und qualifizierte Bewerber zu locken, nutzen sie verschiedene Zusatzleistungen, damit die Konkurrenz das Nachsehen hat. Dabei setzen viele Arbeitgeber auf Großzügigkeit und bieten attraktive Extras an, darunter nicht nur Auslandspraktika oder technische Ausrüstung, sondern sogar Autos, die beispielsweise für den „Azubi des Jahres“ oder ähnliche Verdienste verschenkt werden. Smartphones, Laptops und Co. gibt es hingegen schon oftmals bei Annahme eines Ausbildungsplatzes.

Gerade Autos sind jedoch ein Anreiz, der bei vielen Lehrlingen verständlicherweise auf Interesse stößt. Das Medizinunternehmen World of Medicine AG schrieb in seiner Stellenanzeige für Auszubildende: „Unser stärkster Azubi fährt für ein Jahr einen ‚VW UP‘!“, aber auch viele weitere Firmen werben mit Autos als Präsenten, wenngleich es sich dabei auch meist um ein begrenztes Angebot handelt, das nur für ein Jahr lang gültig ist.

Fazit

Die schnellste Methode, um als Azubi oder Student trotz schmalem Portmonee mobil zu sein, ist vermutlich der Kredit, wenngleich es diesbezüglich einiges zu bedenken gibt. Wer das Risiko nicht eingehen möchte und auch sonst keine Chance auf einen Wagen hat –zum Beispiel gesponsert von den Eltern – der muss nicht verzweifeln. Gerade als Studenten und Auszubildende könnt ihr von Vergünstigungen profitieren, sodass meist auch Bus und Bahn eine erträgliche Alternative sind. Wenn euch das dennoch nicht zusagt, solltet ihr besser schon einmal anfangen zu sparen, um sich so vielleicht direkt zu Beginn einen ersten günstigen Gebrauchtwagen anzuschaffen.


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finanzielle Absicherung – Tipps und Strategien


Beitragsbild: pixabay.com © wilkernet (CC0 1.0)

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