Der Magen dreht sich, wenn Du an die Arbeit denkst und Du kriegst Angstzustände? Ausbilder, Chef oder Meister, Kollegen oder Mitazubis hacken ständig auf Dir rum? Sie erzählen Lügen, beleidigen Dich, schieben Dir Fehler in die Schuhe oder belästigen Dich sogar sexuell? Dann wirst Du gemobbt.
Warum jemand gemobbt wird, dafür gibt es tausend Gründe. Die Chemie stimmt nicht oder die Kollegen haben Angst, dass Du ihnen später ihren Job wegnimmst. Sie denken, dass Du nichts im Hirn hast. Oder rennt der Chef jedem Rock hinterher? Und wenn Du ihm „Nein!“ sagst, dann darfst Du nur noch das Klo putzen? Zustände wie Neid, Frust, falsch verstandener Ehrgeiz, Überforderung, Leistungsdruck, Stress, schlechte Personalführung, ein Betriebsklima der Angst oder Existenzangst sind nur einige der Auslöser, die zu Mobbing führen können.
Bewiesen ist: Je länger jemand gemobbt wird, desto mehr Personen machen in der Regel mit. Und das bleibt nicht ohne Folgen: 90% der Angegriffenen ziehen sich zurück, werden krank und unsicher. Deshalb machen sie auch immer mehr Fehler – und werden noch mehr schikaniert und runtergemacht. Ein Teufelskreis.
Der typische Mobbingablauf hat 4 Phasen.
- Erste Angriffe folgen auf einen Konflikt, der nicht gelöst wurde.
- Der Konflikt wird zur Nebensache, dafür rückt die gemobbte Person in den Mittelpunkt. Sie wird immer öfter gezielt fertig gemacht.
- Der Gemobbte macht Fehler, weil er immer unsicherer wird. Abmahnung, Versetzung oder Kündigung können folgen.
- Die Mobber siegen, weil der Gemobbte kündigt, entlassen wird oder in einen Auflösungsvertrag einwilligt.
Wenn Du also über einen längeren Zeitraum regelmäßig benachteiligt, angegriffen und systematisch fertig gemacht wirst, dann handelt es sich um Mobbing. Weitere Anzeichen sind, wenn Du Dich isoliert und wehrlos fühlst und Angst, Panik, Schlafstörungen oder sinkendes Selbstwertgefühl Dich jeden (Arbeits-)Tag begleiten. So unterschiedlich wie die Gründe, aus denen gemobbt wird, sind die Angriffe selbst.
Denn Mobbing geschieht auf zwei Ebenen:
- auf der Arbeitsebene. Dann darfst Du zum Beispiel nur ausbildungsfremde Arbeiten machen, wirst als unfähig bezeichnet, oder jemand manipuliert Deine Arbeitsergebnisse.
- auf der sozialen Ebene. Dann ignorieren Dich deine Kollegen, verstummen, wenn Du in den Raum kommst oder reden immer nur schlecht über Dich.
Leider gibt es kein allgemeingültiges Verhalten, das vor Mobbing schützt. Das ist ein Problem, denn Mobbing ist nicht nur für die Gemobbten schlecht. Auch die Unternehmen haben dadurch nur Nachteile. Wenn ihre Mitarbeiter unmotiviert oder sogar krank sind, dann verdienen sie weniger Geld. Deswegen sollten alle Unternehmen auch schauen, dass es bei ihnen erst gar nicht zu Mobbing kommt.
To dos Laut dem „Mobbing-Report“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin werden mehr als 1 Million Menschen bei der Arbeit gemobbt. Insbesondere auch Azubis. Falls auch Du in solch einer Situation steckst. Hier einige Tipps, wie Du Dich am besten verhältst:
- Dein Chef oder Kollege ist ein Ekel und oft schlecht drauf? Das bedeutet noch nicht, dass Du gemobbt wirst. Ehe Du sagst, jemand mobbt Dich, sei Dir deswegen sicher, dass der Vorwurf auch stimmt.
- Es bringt wenig, wenn Du versuchst, Dir ein dickes Fell zuzulegen. Sprich mit Freunden, deiner Familie oder netten Kollegen über die Situation. Wenn Du Deine Emotionen immer runterschluckst, dann kannst Du schnell psychisch oder körperlich krank werden.
- Azubis, die gemobbt werden, sollten unbedingt ein Tagebuch führen. Schreib‘ alles auf, was vorfällt. Mit Datum, wer Dich angegriffen hat, was genau passiert ist und wer noch dabei war. Nur wenn Du nachweisen kannst, was Sache ist, können Dir deine Vertrauenspersonen helfen. Zum Beispiel bei Gesprächen mit den betroffenen Parteien, bei einem Schlichtungsverfahren oder bei der Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz.
- Oft hilft schon ein offenes, ehrliches Wort, um eine explosive Situation zu entschärfen. Es kostet zwar Überwindung, die Leute zu konfrontieren, die einen mobben. Aber es kann dabei helfen, die Situation zu entspannen. Sachlichkeit ist dabei superwichtig. Das ist schwer, denn gemobbt zu werden ist sehr emotional. Aber wenn Du sachlich bleibst und Dich auf die Tatsachen beziehst, die in Deinem Tagebuch stehen, dann kann Dir niemand vorwerfen, Du würdest Dir alles nur ausdenken. Gut ist es auch, eine unbeteiligte Person bei diesem Gespräch dabei zu haben.
- Andere Personen können Dir vielleicht helfen, mit der Situation klar zu kommen oder sie sogar zu klären: Dein Chef oder Ausbilder, der Personal- oder Betriebsrat, die Gewerkschaften oder JAVs oder auch unterstützende Kollegen/Mitazubis stehen dabei ganz oben auf der Liste.
- Hast Du ein Hobby, das Dir Spaß macht? Super. Einen Ausgleich zur Arbeit zu haben, der einem Spaß macht, ist extra wichtig. Er stärkt nämlich das durch das Mobbing angeknackste Selbstbewusstsein.
- Falls Dein Betrieb Dich krank macht, Du aber weiter in die Berufsschule gehen willst: Du kannst Dich auch nur auf Deinen Betrieb bezogen krankschreiben lassen. So verpasst Du keinen Unterricht.
- Unterschreibe nichts blind, was dir vorgelegt wird, sondern bitte immer um etwas Bedenkzeit und lass Dich beraten. Wenn Du zum Beispiel einen Auflösungsvertrag unterschreibst, dann hast Du Deine Ausbildungsstelle verloren!
- Mobbing ist in Deutschland nicht generell eine Straftat, so dass Du nur in bestimmten Fällen damit vor Gericht ziehen kannst. Bei einigen typischen Mobbinghandlungen, wie z.B. übler Nachrede, sexuellem Missbrauch, Misshandlung oder Verleumdung, kann der Gang vors Gericht allerdings nötig sein.
Service
Es gibt x Internetseiten zum Thema Mobbing. Hier sind einige ausgewählte Seiten, auf denen Du Dich weiter informieren kannst und Experten findest, die Dir helfen.
- www.mobbing-web.de ist eine große Seite mit Infos rund um Mobbing, Cyber-Mobbing, Arbeitsschutz, Arbeitsrecht, Diskriminierung und so weiter.
- Wenn Du noch nicht 25 Jahre bist, dann bietet Dir die Jugendnotmail kostenlose Beratung von Psychologen und Sozialpädagogen per Email an. Die Jugendnotmail ist an den Berliner Verein jungundjetzt angeschlossen.
- No-Mobbing ist ein Arbeitskreis aus kirchlichen und gewerkschaftlichen Gruppen. Über die Telefonhotline kannst Du Dich kostenlos beraten lassen. Das No-Mobbing-Telefon (0451/84040) ist jeden Dienstag von 10h – 12h und von 17h -19h geschaltet.
- Der DGB hat eine ausführliche, regional gegliederte Liste mit Adressen von Hilfe- und Selbsthilfe-Angeboten zusammengestellt.
- Über das Sozialnetz Hessen bietet ver.di jeden 1. & 3. Mittwoch im Monat offene Sprechstunden mit Chat zum Thema „Mobbing und Burnout“, und zwar von 16h – 18h. An den gleichen Tagen kannst Du Dich von 18h – 20h auch telefonisch Beraten lassen. Die Nummer lautet: 069/25691904.
- Das Netzwerk der Mobbing-Selbsthilfegruppen kannst Du über die Telefon-Nummer 06136 – 7608835 erreichen. Mails gehen an a.kampka@netzwerk-der-mobbingselbsthilfegruppen-deutschland.org
- Und bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) kannst Du gute Infos und Broschüren zum Thema Mobbing runterladen.