Mobbing – Psychoterror am Arbeitsplatz

Mobbing erkennen und bekämpfen: Für eine gesündere Arbeits- und Sozialkultur.

Mobbing ist nicht nur ein Wort, sondern ein ernsthaftes Problem, das in verschiedenen Lebensbereichen auftreten kann. Vom Arbeitsplatz bis zu sozialen Gruppen kann Mobbing das Leben von Menschen erheblich beeinflussen. Hier erfährst du, wie du Mobbing erkennst und welche Schritte unternommen werden können, um dagegen anzugehen.

🧌😰 #ausbildung #ausbildungsplatz #ota

Links zum Thema
Foto zum Thema – Mobbing – Psychoterror am Arbeitsplatz

Was willst du wissen?

Das Thema Mobbing verstehen

Der Magen dreht sich, wenn Du an die Arbeit denkst und Du kriegst Angstzustände? Ausbilder, Chef oder Meister, Kollegen oder Mitazubis hacken ständig auf Dir herum? Sie erzählen Lügen, beleidigen Dich, schieben Dir Fehler in die Schuhe oder belästigen Dich sogar sexuell? Dann wirst Du gemobbt.

Warum jemand gemobbt wird, dafür gibt es tausend Gründe. Die Chemie stimmt nicht oder die Kollegen haben Angst, dass Du ihnen später ihren Job wegnimmst. Sie denken, dass Du nichts im Hirn hast. Oder rennt der Chef jedem Rock hinterher? Und wenn Du ihm „Nein!“ sagst, dann darfst Du nur noch das Klo putzen? Zustände wie Neid, Frust, falsch verstandener Ehrgeiz, Überforderung, Leistungsdruck, Stress, schlechte Personalführung, ein Betriebsklima der Angst oder Existenzangst sind nur einige der Auslöser, die zu Mobbing führen können.

Bewiesen ist: Je länger jemand gemobbt wird, desto mehr Personen machen in der Regel mit. Und das bleibt nicht ohne Folgen: 90% der Angegriffenen ziehen sich zurück, werden krank und unsicher. Deshalb machen sie auch immer mehr Fehler – und werden noch mehr schikaniert und runtergemacht. Ein Teufelskreis.

Wann ist es Mobbing?

Mobbing am Arbeitsplatz tritt auf, wenn jemand wiederholt (mindestens 1 x pro Woche) und über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten negativem Verhalten von Kollegen oder Vorgesetzten ausgesetzt ist und sich nicht dagegen wehren kann, was zu einem Gefühl der Unterlegenheit, Demütigung und Kontrolllosigkeit führt.

Laut einer aktuellen Studie der BAuA zur mentalen Gesundheit bei der Arbeit gaben 6,7 % der Beschäftigten an, in den letzten sechs Monaten mindestens einmal pro Woche Mobbing erlebt zu haben. Vorgesetzte waren häufiger die Täter von Mobbing als Kollegen.

Mobbing folgt oft einem wiederkehrenden Muster in vier Phasen:

Konflikt ohne Lösung: Alles beginnt mit einem ungelösten Konflikt.

Die gemobbte Person im Fokus: Der Konflikt weicht in den Hintergrund, während die gemobbte Person ins Visier genommen wird. Sie wird gezielt schikaniert.

Fehler durch Unsicherheit: Die Unsicherheit der gemobbten Person führt zu Fehlern, die gravierende Konsequenzen wie Abmahnungen, Versetzungen oder sogar Kündigungen haben können.

Mobbing-Sieg: Letztendlich triumphiert das Mobbing, da die gemobbte Person kündigt, entlassen wird oder einem Auflösungsvertrag zustimmt.

Wenn Du also über einen längeren Zeitraum regelmäßig benachteiligt, angegriffen und systematisch fertig gemacht wirst, dann handelt es sich um Mobbing. Weitere Anzeichen sind, wenn Du Dich isoliert und wehrlos fühlst und Angst, Panik, Schlafstörungen oder sinkendes Selbstwertgefühl Dich jeden (Arbeits-)Tag begleiten. So unterschiedlich wie die Gründe, aus denen gemobbt wird, sind die Angriffe selbst.

Mobbing geschieht auf zwei Ebenen:

Mobbing kann sowohl auf der Arbeitsebene als auch auf der sozialen Ebene auftreten und ist ein ernst zu nehmendes Problem, das erkannt und bekämpft werden sollte.

Arbeitsebene: Hier können mobbende Handlungen beinhalten, dass du Arbeiten ausführen musst, die nicht deiner Ausbildung entsprechen, als unfähig bezeichnet wirst oder jemand deine Arbeitsergebnisse manipuliert.

Soziale Ebene: Auf dieser Ebene können Kollegen dich ignorieren, wenn du den Raum betrittst, verstummen oder ständig negativ über dich sprechen.

Das kann verschiedene Formen annehmen, darunter mangelnde Unterstützung von Kollegen und Vorgesetzten, destruktives Führungsverhalten, Konflikte und verbale Aggressionen, Verletzung der Integrität und soziale Ausgrenzung. Dies kann auch Diskriminierung und sexuelle Belästigung einschließen.

Leider gibt es kein allgemeingültiges Verhalten, das vor Mobbing schützt. Das ist ein Problem, denn Mobbing ist nicht nur für die Gemobbten schlecht. Auch die Unternehmen haben dadurch nur Nachteile. Wenn ihre Mitarbeiter unmotiviert oder sogar krank sind, dann verdienen sie weniger Geld. Deswegen sollten alle Unternehmen auch schauen, dass es bei ihnen erst gar nicht zu Mobbing kommt.

To-dos

Laut dem „Mobbing-Report“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin werden mehr als 1 Million Menschen bei der Arbeit gemobbt. Insbesondere auch Azubis. Falls auch Du in solch einer Situation steckst. Hier einige Tipps, wie Du Dich am besten verhältst:

Dein Chef oder Kollege ist ein Ekel und oft schlecht drauf? Das bedeutet noch nicht, dass Du gemobbt wirst. Ehe Du sagst, jemand mobbt Dich, sei Dir deswegen sicher, dass der Vorwurf auch stimmt.

Unsicherheit bewältigen: Es bringt wenig, wenn Du versuchst, Dir ein dickes Fell zuzulegen. Sprich mit Freunden, deiner Familie oder netten Kollegen über die Situation. Wenn Du Deine Emotionen immer herunterschluckst, dann kannst Du schnell psychisch oder körperlich krank werden.

Dokumentation mit Tagebuch: Azubis, die gemobbt werden, sollten unbedingt ein Tagebuch führen. Schreib‘ alles auf, was vorfällt. Mit Datum, wer Dich angegriffen hat, was genau passiert ist und wer noch dabei war. Nur wenn Du nachweisen kannst, was Sache ist, können Dir deine Vertrauenspersonen helfen. Zum Beispiel bei Gesprächen mit den betroffenen Parteien, bei einem Schlichtungsverfahren oder bei der Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz.

Kommunikation zur Konfliktlösung: Oft hilft schon ein offenes, ehrliches Wort, um eine explosive Situation zu entschärfen. Es kostet zwar Überwindung, die Leute zu konfrontieren, die einen mobben. Aber es kann dabei helfen, die Situation zu entspannen. Sachlichkeit ist dabei superwichtig. Das ist schwer, denn gemobbt zu werden ist sehr emotional. Aber wenn Du sachlich bleibst und Dich auf die Tatsachen beziehst, die in Deinem Tagebuch stehen, dann kann Dir niemand vorwerfen, Du würdest Dir alles nur ausdenken. Gut ist es auch, eine unbeteiligte Person bei diesem Gespräch dabei zu haben.

Unterstützung suchen: Andere Personen können Dir vielleicht helfen, mit der Situation klar zu kommen oder sie sogar zu klären: Dein Chef oder Ausbilder, der Personal- oder Betriebsrat, die Gewerkschaften oder JAVs oder auch unterstützende Kollegen/Mitazubis stehen dabei ganz oben auf der Liste.

Selbstwertgefühl stärken: Hast Du ein Hobby, das Dir Spaß macht? Super. Einen Ausgleich zur Arbeit zu haben, der einem Spaß macht, ist extra wichtig. Er stärkt nämlich das durch das Mobbing angeknackste Selbstbewusstsein.

Krankmeldung bei Bedarf: Falls Dein Betrieb Dich krank macht, Du aber weiter in die Berufsschule gehen willst: Du kannst Dich auch nur auf Deinen Betrieb bezogen krankschreiben lassen. So verpasst Du keinen Unterricht.

Beratung und Vorsicht bei Verträgen: Unterschreibe nichts blind, was dir vorgelegt wird, sondern bitte immer um etwas Bedenkzeit und lass Dich beraten. Wenn Du zum Beispiel einen Auflösungsvertrag unterschreibst, dann hast Du Deine Ausbildungsstelle verloren!

Rechtliche Aspekte: Mobbing ist in Deutschland nicht generell eine Straftat, so dass Du nur in bestimmten Fällen damit vor Gericht ziehen kannst. Bei einigen typischen Mobbinghandlungen, wie z.B. übler Nachrede, sexuellem Missbrauch, Misshandlung oder Verleumdung, kann der Gang vors Gericht allerdings nötig sein.

Was können Firmen machen?

Diese Maßnahmen können dazu beitragen, ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen und Mobbing im Unternehmen zu minimieren:

Feedback zur Auftragsbearbeitung ermöglichen: Dies kann durch die Einrichtung von Sprechzeiten und regelmäßigen Informationsaustausch im Team erfolgen.

Klare Aufgaben- und Rollenverteilung sicherstellen: Die Aufgaben und Rollen der Mitarbeiter sollten deutlich und transparent kommuniziert werden.

Regelmäßige Überprüfung der Arbeitsablauforganisation: Es ist wichtig, den Arbeitsablauf regelmäßig zu prüfen und an Veränderungen anzupassen.

Vermeidung von Mehrfachunterstellungen: Mitarbeiter sollten nicht mehreren Vorgesetzten gleichzeitig unterstellt sein.

Einführung kooperativer Arbeitsstrukturen: Die Schaffung von kooperativen Arbeitsstrukturen fördert die Zusammenarbeit und reduziert Konfliktpotenzial.

Schaffung organisatorischer Ressourcen für Kommunikation und Kooperation: Dazu gehört die Bereitstellung von zeitlichen, räumlichen sowie ablauf- und aufbauorganisatorischen Ressourcen.

Informationen über Mobbing am Arbeitsplatz

Häufigkeit von Mobbing: Laut verschiedenen Studien und Umfragen wird berichtet, dass in Deutschland etwa 1 bis 1,5 Millionen Menschen von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen sind.

Branchenunterschiede: Mobbing kann in verschiedenen Branchen auftreten, wobei einige Branchen, beispielsweise das Gesundheitswesen und Bildungseinrichtungen, besonders betroffen sind.

Folgen für die Gesundheit: Mobbing kann schwerwiegende Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Betroffenen haben. Dazu gehören Depressionen, Angststörungen, Schlafprobleme und Burnout.

Betriebliche Kosten: Mobbing am Arbeitsplatz kann für Unternehmen erhebliche Kosten verursachen, da es zu verminderter Produktivität, höherer Fluktuation und Rechtsstreitigkeiten führen kann.

Präventionsmaßnahmen: Unternehmen und Organisationen setzen zunehmend Präventionsmaßnahmen gegen Mobbing um, darunter Schulungen für Mitarbeiter und die Einführung von Richtlinien zur Verhinderung von Mobbing.


Service

Es gibt x Internetseiten zum Thema Mobbing. Hier sind einige ausgewählte Seiten, auf denen Du Dich weiter informieren kannst und Experten findest, die Dir helfen.

  • www.mobbing-web.de ist eine große Seite mit Informationen rund um Mobbing, Cybermobbing, Arbeitsschutz, Arbeitsrecht, Diskriminierung und so weiter.
  • Wenn Du noch nicht 25 Jahre bist, dann bietet Dir die Jugendnotmail kostenlose Beratung von Psychologen und Sozialpädagogen per E-Mail an. Die Jugendnotmail ist an den Berliner Verein jungundjetzt angeschlossen.
  • No-Mobbing ist ein Arbeitskreis aus kirchlichen und gewerkschaftlichen Gruppen. Über die Telefonhotline kannst Du Dich kostenlos beraten lassen. Das No-Mobbing-Telefon (0451/84040) ist jeden Dienstag von 10h – 12h und von 17h -19h geschaltet.
  • Der DGB hat eine ausführliche, regional gegliederte Liste mit Adressen von Hilfe- und Selbsthilfe-Angeboten zusammengestellt.
  • Über das Sozialnetz Hessen bietet ver.di jeden 1. & 3. Mittwoch im Monat offene Sprechstunden mit Chat zum Thema „Mobbing und Burnout“, und zwar von 16h – 18h. An den gleichen Tagen kannst Du Dich von 18h – 20h auch telefonisch Beraten lassen. Die Nummer lautet: 069/25691904.
  • Das Netzwerk der Mobbing-Selbsthilfegruppen kannst Du über die Telefon-Nummer 06136 – 7608835 erreichen. Mails gehen an a.kampka@netzwerk-der-mobbingselbsthilfegruppen-deutschland.org
  • Und bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) kannst Du gute Infos und Broschüren zum Thema Mobbing runterladen.
back to top button